Max & Monty
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maxmontyHans-Dieter Gelfert, Max und Monty. Kleine Geschichte des deutschen und englischen Humors. München: C.H. Beck 1998, 203 pp.

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Der englische Humor ist ein Markenartikel, dem deutschen hingegen wird von nichtdeutschen Beobachtern oft die Existenz abgesprochen. Was ist überhaupt Humor? Das Buch beginnt mit fünf Kapiteln über den homo ridens, worin der Humor als das spezifisch menschliche Organ zur gewaltlosen Lösung sozialer Spannungen untersucht wird. Weshalb lösen dann aber die beiden Nationen ihre Spannungen auf so unterschiedliche Weise? Die Grundspannung jeder Gesellschaft ist die zwischen den einzelnen Individuen und zwischen diesen und dem Ganzen der Gesellschaft. Das Ganze, vertreten durch das geltende Normensystem und den Staat, war für die Engländer seit der Glorreichen Revolution ein notwendiges Übel, das nicht zu mächtig werden durfte. Deshalb ist der englische Humor etwas Respektlos-Anarchisches, das jede Autorität vom Sockel stößt. Für die Deutschen, die durch ihre Kleinstaaterei Jahrhunderte lang zu politischer Ohnmacht verurteilt waren, war das Ganze etwas Ersehntes. Deshalb ist ihr Humor nach innen gemütlich und nach außen moralisch. Sie lieben den spannungsfreien Innenraum und strafen jeden Störer mir moralischem Gelächter. Typischer Ausdruck für letzteres ist das politische Kabarett, das es in dieser Form in England nicht gibt. Typisch ist aber auch die alltägliche Gemütlichkeit, die von Englländern als so deutsch empfunden wird, dass sie das deutsche Wort als Fremdwort übernommen haben. Diesen deutschen gemütlich-moralischen Humor gibt es aber erst seit dem 18. Jahrhundert. Bis zum Dreißigjährigen Krieg war der deutsche Humor genauso anarchisch-respektlos wie der heutige englische. Es war der typische Stadtbürgerhumor, der sich gegen die Autorität des Adels auflehnte und sie in den Dreck zog. Als die Deutschen im 18. Jahrhundert ihre zerstörte Stadtkultur im Geist der Aufklärung wieder aufbauten, entwickelten sie anstelle des alten Stadtbürgerhumors einen neuen Staatsbürgerhumor, der auf die Stabilisierung des Ganzen ausgerichtet ist. Die Engländer, die dies nicht nötig hatten, behielten ihren alten autoritätskritischen Humor, den die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vom Westen übernahmen. Seitdem haben sie zwei Humore, den alten deutschen, der von Engländern als humorlos empfunden wird, und den neuen westlichen, den ältere Deutsche als vulgär und geschmacklos empfinden. Um das hier skizzierte theoretische Skelett lagert sich in dem beschriebenen Band das Fleisch von 36 Illustrationen und zahlreichen Textbeispielen für den Humor der beiden Nationen.

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